Endorphine

Das Glück in unserem Körper

Glücksgefühle basieren auch auf Chemie: Bei besonders schönen Erlebnissen, aber auch in Extremsituationen wie körperlichen Verletzungen oder Anspannung werden vermehrt Endorphine ausgeschüttet. Sie lindern Schmerzen, machen uns munter und regulieren das Glücksempfinden in unserem Körper. Wie wirken sie und wie kann man ihre Ausschüttung steigern?


Endorphine sind körpereigene Hormone, die ähnlich wie das starke Schmerzmittel Morphin wirken. Als körpereigene Morphine haben sie auch ihren Namen – abgeleitet vom griechischen „endo” (innen) und „morphin”. Endorphine werden von Nervenzellen gebildet und wegen ihrer euphorisierenden Wirkung auch als Emotionsmoleküle bezeichnet. Sie setzen sich aus bis zu fünf Aminosäuren zusammen und werden in mindestens 20 Arten unterteilt, zu denen das Alpha-Endorphin, das Beta-Endorphin und das Gamma-Endorphin gehören. Das Beta-Endorphin ist das am besten erforschte Endorphin und kommt auch am häufigsten in unserem Körper vor.

Die Produktion von Endorphinen erfolgt in den Hormondrüsenm der Hypophyse und dem Hypothalamus. Diese endokrinen Organe regulieren verschiedene Körperfunktionen, beeinflussen das Nervensystem und stehen in Wechselwirkung mit unseren Sexualhormonen. Damit Endorphine wirken können, brauchen sie Rezeptoren. Diese sind hauptsächlich im Rückenmark, im Gehirn und im vegetativen Nervensystem zu finden. Und es sind die Opioidrezeptoren, welche durch Endorphine stimuliert werden und uns glücklich machen und die Wahrnehmung von Reizen reduzieren. Die Halbwertszeit von Endorphinen im menschlichen Körper und damit auch die Dauer ihrer Wirkung liegt bei 15 bis 20 Minuten. In Studien wurde jedoch festgestellt, dass eine positive Erfahrung bis zu 48 Stunden nachwirkt.



Endorphine sorgen vor allem dafür, dass der Schmerz einer körperlichen Verletzung nicht sofort wahrgenommen wird. Sie docken an Rezeptoren in Rückenmark und Gehirn an, sodass Schmerzreize nicht mehr zum schmerzverarbeitenden Zentrum im Gehirn weitergeleitet werden. Endorphine wirken dabei als natürliches Schmerzmittel. Das ist besonders in Extremsituationen wichtig: Man spürt seine Verletzungen nicht sofort und hat Zeit, sich in Sicherheit zu bringen oder auf Hilfe zu warten.

Wenn man verliebt ist, steigt der Endorphinspiegel im Blut an und man erlebt einen rauschhaften Zustand der Euphorie, welcher voller Glückshormone ist: Endorphine geben einen Energiekick, lindern Schmerzen und reduzieren alle negativen Gefühle. Forscher vermuten, dass die Anzahl der Opiatrezeptoren, welche Endorphine aufnehmen und damit beeinflussen können, wie stark das Glücksgefühl ausfällt, vererbt wird. Deshalb kann diese Euphorie von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Weitere Wirkungen der Endorphine sind: besserer Schlaf, Stressabbau, Stärkung des Immunsystems, Bildung von Sexualhormonen und Regulierung des Hungergefühls. Die beruhigende Wirkung der Endorphine sorgt für einen besseren und gesünderen Schlaf. Der gleiche Effekt kommt uns auch in Stresssituationen zugute: Wir werden belastbarer und weniger empfindlich. Wenn wir weniger Stress haben und besser schlafen, wird auch unser Immunsystem gestärkt.

Wie bei fast allen Hormonen wird das gesamte endokrine System gestört, wenn der Endorphinspiegel auch nur geringfügig sinkt. Ein Mangel an Endorphinen kann die Folge einer Erkrankung der Hypophyse sein, wo die Produktion von Endorphinen erfolgt, oder einer Erkrankung anderer Drüsen. Die am häufigsten beobachteten Auswirkungen eines Endorphinmangels sind gedrückte Stimmung, erhöhte Reizbarkeit, Antriebslosigkeit bis hin zu Depressionen, wiederkehrende Migräne oder sogar Fibromyalgie. Die Betroffenen können ein suchtähnliches Verhalten entwickeln: Sie werden abhängig von der Rauschwirkung der Glückshormone und greifen zu Alkohol oder Drogen, um diese Wirkung künstlich herbeizuführen. Überschüssige Endorphine belasten den Körper jedoch auch und sind daher nicht empfehlenswert.

Wie sorgt man für einen gesunden Endorphinspiegel im Körper? Die besten Tipps und Tricks finden Sie hier.

  • Wenn Sie Sport treiben, schüttet Ihr Gehirn viele Endorphine aus, und schon eine Runde Joggen gibt Ihnen einen Endorphin-Kick. Sie können sich auch beim Radfahren verausgaben oder eine halbe Stunde spazieren gehen, um Glückshormone freizusetzen.
  • Studien zeigen, dass Endorphine sowohl bei langen, langsamen als auch bei kurzen, schnellen Läufen ausgeschüttet werden. Dabei spielt die Belastungsherzfrequenz eine entscheidende Rolle: Je höher die durchschnittliche Herzfrequenz beim Laufen ist, desto schneller setzt die stimmungsaufhellende Wirkung der Endorphine ein.
  • Schwimmen, Klettern und Kraftsport sind weitere gute Möglichkeiten. Die Ausschüttung von Endorphinen wird immer dann angeregt, wenn Sie für kurze oder längere Zeit an Ihre Grenzen gehen.
  • Eine brasilianische Studie, bei der 264 Probanden in Gruppen eingeteilt wurden und synchrone Bewegungen ausführen mussten, bestätigt die Ausschüttung von Endorphinen beim Tanzen. Auch durch das Knüpfen neuer sozialer Kontakte setzt das Tanzen in der Gruppe Endorphine frei.
  • Gute Laune kann man sich durch lächeln verschaffen. Neueste Studien zeigen, dass Lächeln und Körperhaltung unsere Stimmung leicht beeinflussen können. Manchmal reicht sogar ein breites, künstliches Lächeln, um unser Gehirn auszutricksen und die Endorphinausschüttung anzuregen.
  • Auch die Ernährung kann die Produktion von Glückshormonen anregen. Bananen sollen die Endorphinbildung fördern. Die passende Zwischenmahlzeit für einen Endorphin-Kick ist eine Scheibe saftiges Bananenbrot. Schokolade und Nüsse sind reich an Tryptophan, einem wichtigen Botenstoff für die Serotoninbildung, und tragen ebenfalls zur Stimmungsaufhellung bei.
  • Beim Küssen und zärtlichen Berühren schüttet das Gehirn Glücksbotenstoffe aus: Bei einer Berührung, die länger als 20 Sekunden dauert, gibt der Körper mehr davon ab. Endorphine sind an der Bildung von Sexualhormonen beteiligt und werden besonders beim Orgasmus freigesetzt.
  • Sonnenlicht erhöht auch die Produktion von Beta-Endorphinen in der Haut. Verantwortlich dafür ist unter anderem das Vitamin D, das durch den Aufenthalt in der Sonne vermehrt im Körper gebildet wird. Vitamin D wiederum bewirkt, dass Glückshormone ausgeschüttet werden. Gehen Sie sich sonnen und fühlen Sie sich glücklich! Die gleiche Wirkung wie Sonnenstrahlen hat Vitamin D als Nahrungsergänzung.
  • Ein Mangel an Endorphinen kann sich in depressiven Verstimmungen äussern. Wenn Sie vermuten, dass Sie unter Endorphinmangel leiden, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Befolgen Sie diese Tipps und der richtige Hormoncocktail hebt Ihre Stimmung und macht Lust auf mehr!

Wie heben Sie Ihre Stimmung?

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  • Endorphine treten häufig zusammen mit anderen Botenstoffen auf. Dazu gehören Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Phenethylamin und Oxytocin, welche ähnlich wie Endorphine wirken.
  • Das sogenannte Runner's High beschreibt einen Zustand, in dem Läufer trotz Schmerzen und Müdigkeit lange Strecken zurücklegen können. Ursache dafür ist vermutlich eine erhöhte Endorphinkonzentration im Blut.
  • Endorphine sind tatsächlich Hormone und keine Botenstoffe, im Gegensatz zu Dopamin und Serotonin, welche ebenfalls als „Glückshormone“ bezeichnet werden. Botenstoffe übertragen Gehirninformationen zwischen Nervenzellen. Hormone vermitteln Informationen über das Blut und hemmen oder fördern die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe.