Eine gutartige Prostatavergrösserung, auch benigne Prostatahyperplasie (BPH) genannt, ist eine häufige altersbedingte Veränderung bei Männern. Der Begriff „Hyperplasie” bedeutet „Vergrösserung” und „benigne” steht für „gutartig”, was bedeutet, dass es sich nicht um eine bösartige Erkrankung wie Prostatakrebs handelt. Diese langsame Vergrösserung der Vorsteherdrüse tritt oft im höheren Alter auf und wird manchmal auch als Prostataadenom oder Altmännerkrankheit bezeichnet.
Die Prostata liegt unterhalb der Harnblase und umschliesst die Harnröhre. Sie besteht aus Drüsen, Bindegewebe und Muskelfasern. In der Prostata wird eine Flüssigkeit produziert, die für die Ernährung und den Transport der Samenfäden wichtig ist und die einen grossen Teil des Ejakulats ausmacht. Die genauen Ursachen für die Vergrösserung sind nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass hormonelle Veränderungen, insbesondere die Tatsache, dass die männlichen Geschlechtshormone abnehmen und die weiblichen zunehmen, eine Rolle spielen.
Eine benigne Prostatahyperplasie kann verschiedene Symptome hervorrufen, die hauptsächlich durch den Druck der wachsenden Prostata auf die Harnröhre, die Harnblase und die Blasenmuskulatur entstehen. Der gestörte Urinabfluss führt dazu, dass die Muskulatur der Harnblase verstärkt arbeitet, was zu einer Verdickung und Kräftigung der Blasenwand führt und zusätzliche Beschwerden verursachen kann.
Zu den typischen Symptomen einer vergrösserten Prostata gehört, dass Männer häufiger zur Toilette müssen, auch wenn nur geringe Mengen Urin ausgeschieden werden. Viele Betroffene müssen auch mehrmals in der Nacht für den Gang zur Toilette aufstehen. Es kann schwierig sein, das Wasserlassen zu beginnen. Der Harnstrahl ist nicht mehr so kräftig wie früher, und es dauert länger zu urinieren. Der Harnfluss wird öfter unterbrochen und nach dem Wasserlassen träufelt noch Urin aus der Blase nach. Es bleibt das Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert ist. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu unkontrolliertem Harnverlust kommen.
Die Intensität dieser Symptome kann von Mann zu Mann unterschiedlich sein. Während einige nur milde Beschwerden haben, die ihren Alltag kaum beeinflussen, können andere stark ausgeprägte und sehr störende Symptome erleben.
Die Ursachen der Prostatavergrösserung sind noch nicht vollständig geklärt. Die Ärzte gehen jedoch davon aus, dass es sich bei dieser langsamen Vergrösserung der Prostata um einen Teil des normalen Alterungsprozesses handelt. Aber es gibt auch weitere Faktoren, die eine Rolle spielen könnten.
Das Wachstum der Prostata wird durch Geschlechtshormone wie Testosteron und dessen Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) beeinflusst. Auch weibliche Östrogene könnten an der Prostatavergrösserung beteiligt sein. Diese Hormone beeinflussen das Wachstum und die Funktion der Prostatazellen, was zu ihrer Vergrösserung führen kann.
Die Veranlagung zu einer Prostatavergrösserung kann vererbt werden. In manchen Familien tritt die benigne Prostatahyperplasie (BPH) gehäuft auf, was darauf hinweist, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen könnten.
Der Lebensstil ist ein weiterer potenzieller Risikofaktor. Ungesunde Ernährung, Übergewicht und Fettleibigkeit können die Prostata wachsen lassen. Es wird angenommen, dass eine fett- und kalorienreiche Ernährung sowie ein hoher Anteil an tierischen Proteinen das Risiko erhöhen könnten. Studien deuten darauf hin, dass das metabolische Syndrom (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette und erhöhte Blutzuckerwerte) eine Rolle bei der Entwicklung der Prostatahyperplasie spielen könnte: Es besteht eine Verbindung zwischen dem metabolischen Syndrom, dem Volumen der Prostata und ihrer Tendenz zu wachsen.
Es gibt Hinweise darauf, dass Rauchen und Alkoholkonsum mit einer vergrösserten Prostata in Verbindung stehen könnten, es liegen jedoch keine ausreichenden Beweise für diese Behauptung vor.
Zusammengefasst scheint die Prostatavergrösserung ein komplexes Zusammenspiel von Alter, Hormonen, genetischen Faktoren und Lebensstil zu sein. Eine bewusste Lebensweise mit gesunder Ernährung, regelmässiger Bewegung und der Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und übermässigem Alkoholkonsum kann dazu beitragen, das Risiko einer Prostatavergrösserung zu verringern.
Eine benigne Prostatahyperplasie kann eine Vielzahl von Folgen und Komplikationen nach sich ziehen, die das Wohlbefinden und die Gesundheit erheblich beeinträchtigen können. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu einer plötzlichen, vollständigen Harnsperre und zu einer langsam fortschreitenden, unvollständigen Blasenentleerung (Restharnbildung), die dazu führen kann, dass der Harn in die Nieren zurückfliesst und ein Nierenversagen eintritt. Bei einer Harnsperre kann die Blase nicht mehr spontan entleert werden, was einen medizinischen Notfall darstellt. Zur Harnableitung muss ein Katheter gelegt werden. Häufig muss die Prostata operativ verkleinert werden.
Durch Restharn, der beim Wasserlassen nicht vollständig ausgespült wird, können sich Bakterien in der Harnblase und Prostata vermehren, was wiederkehrende Harnwegsinfekte und Zystitis (Blasenentzündung) verursacht.
Die Blutgefässe der Prostata oder der Harnblase können reissen, was zu Blut im Urin führt. Diese Blutungen können sich verstärken, wenn blutverdünnende Medikamente eingenommen werden.
Harnsteine, die normalerweise mit dem Urin ausgeschieden worden wären, bleiben in der Blase und können sich dort weiter vergrössern.
Eine Vergrösserung der Prostata kann zu einer erektilen Dysfunktion und anderen Störungen der sexuellen Funktion führen. Nerven und Blutgefässe, die für eine Erektion wichtig sind, können durch das Wachstum der Prostata beeinträchtigt werden.
Eine vergrösserte Prostata kann also weitreichende und teilweise schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen. Daher ist es wichtig, bei den ersten Anzeichen von Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, diese Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten.
Um eine gutartige Prostatavergrösserung festzustellen, nutzt der Arzt verschiedene Methoden und Untersuchungen. Hier sind die wichtigsten Schritte, die dabei durchgeführt werden.
Der International Prostate Symptom Score (IPSS) ist ein standardisierter Fragebogen, der von der Amerikanischen Urologischen Gesellschaft entwickelt wurde. Er umfasst eine Reihe von Fragen zur Beurteilung des Ausmasses der Symptome und deren Einfluss auf die Lebensqualität. Der Fragebogen wird von den Patienten zu Hause ausgefüllt und in die Arztpraxis mitgebracht.
Patienten führen ein Tagebuch über das Wasserlassen, in dem sie die Trinkmenge, die Häufigkeit des Toilettengangs und die ausgeschiedenen Urinmengen notieren.
Der Arzt untersucht die äusseren Geschlechtsorgane, zum Beispiel auf eine Vorhautverengung. Digital-rektale Untersuchung erfolgt über den Enddarm: Der Arzt beurteilt die Grösse, Beschaffenheit und mögliche Verhärtungen der Prostata. Eine normale Prostata fühlt sich an wie der Daumenballen einer geballten Faust, während bösartige Veränderungen so hart sind wie die Knöchel eines Fingers und Entzündungen sehr weich und schmerzhaft sind.
Bei der neuro-urologischen Untersuchung werden der Spannungszustand des Afterschliessmuskels sowie die motorischen und sensorischen Funktionen der unteren Extremitäten, des Damms und der Genitalien überprüft.
Die Ultraschalluntersuchung wird über den Enddarm durchgeführt und dient der Bestimmung des Prostatavolumens. Mithilfe einer Sonografie wird das Volumen des Restharns berechnet, der nach dem Wasserlassen in der Blase verbleibt.
Der Urin wird auf Entzündungswerte, Blut, Eiweisse und Zucker untersucht, um mögliche Infektionen oder andere Anomalien zu erkennen. Wichtig ist auch die Bestimmung des PSA-Wertes (Prostata-spezifisches Antigen) im Blut: er kann Hinweise auf das Prostatavolumen und das Risiko des Fortschreitens der Prostatavergrösserung geben. Ein erhöhter PSA-Wert kann verschiedene Ursachen haben, darunter auch Prostatakrebs, ist aber nicht immer ein Hinweis darauf.
Bei einer vergrösserten Prostata können pflanzliche Medikamente eine mögliche Behandlungsoption darstellen, besonders bei leichten Beschwerden. Obwohl die Wirksamkeit dieser Phytotherapeutika noch nicht vollständig durch Studien belegt ist, werden sie oft eingesetzt. Hier sind einige pflanzliche Präparate, die häufig zur Behandlung einer Prostatavergrösserung verwendet werden.
Sägepalme enthält Phytosterole und freie Fettsäuren. Phytosterole sind dem Cholesterin ähnlich und sollen gesundheitlich positive Effekte haben. Freie Fettsäuren besitzen antiandrogene Eigenschaften, reduzieren das Enzym 5α-Reduktase (es ist an der Umwandlung von Testosteron in seine biologisch aktivste Form, das Dihydrotestosteron, beteiligt), verringern Wachstumsfaktoren und haben antientzündliche Eigenschaften.
Kürbissamenextrakte enthalten Fettsäuren (z.B. Linolsäure), Sterole, Carotinoide, Selen und Magnesiumsalze. Sie sollen entzündungshemmende und antiandrogene Wirkungen besitzen sowie die glatte Muskulatur der Blase und Prostata günstig beeinflussen, was die Probleme beim Wasserlassen lindern kann.
Brennnesselwurzel enthält hohe Konzentrationen an Vitamin A, C, E, D und K, sowie Eisen, Kalzium, Magnesium, Kalium, Phosphat und Chlor. Zusätzlich sind sie reich an Scopoletin, Flavonoiden, Sitosterol und ungesättigten Fettsäuren. Diese Inhaltsstoffe sollen entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzen.
Afrikanischer Pflaumenbaum enthält langkettige Fettsäuren und Phytosterole. Die Extrakte aus seiner Rinde sollen antientzündliche und gewebsentwässernde Effekte haben und bestimmte Wachstumsfaktoren hemmen.
Pinien überzeugen mit der Substanz ß-Sitosterin, die zu den Phytosterinen zählt und chemisch dem Cholesterin ähnelt. Die genaue Wirkung von ß-Sitosterin ist noch unklar, aber es wird vermutet, dass auch freie Fettsäuren eine Rolle spielen könnten.
Phytotherapeutika gegen eine vergrösserte Prostata sind als Monopräparate (Extrakte einer einzelnen Pflanze) oder als Kombinationspräparate (Extrakte mehrerer Pflanzen) erhältlich. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die genaue Wirkung und die verantwortlichen Substanzen in diesen pflanzlichen Arzneimitteln oft noch nicht vollständig geklärt sind. Patienten sollten daher immer ihren Arzt konsultieren, bevor sie mit einer pflanzlichen Behandlung beginnen.
Die Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie kann je nach Stadium und Schwere der Symptome unterschiedlich erfolgen. Im Anfangsstadium können pflanzliche Arzneimittel eingesetzt werden, die entzündungshemmende und antiandrogene Eigenschaften besitzen.
Alphablocker sind Medikamente, welche die Blasenhalsmuskulatur und die Muskeln der Prostata entspannen, was den Urinfluss erleichtert und die Symptome wie häufigen Harndrang und nächtliches Wasserlassen lindert. 5-Alpha-Reduktasehemmer reduzieren die Grösse der Prostata, indem sie die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron hemmen. Dadurch kann das Prostatagewebe schrumpfen und die Harnröhre entlastet werden.
Wenn die medikamentöse Therapie nicht vertragen wird oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht mehr wirkt, kann eine operative Behandlung notwendig werden. Ziel der Operation ist es, die verengte Harnröhre wieder zu weiten. Es gibt verschiedene chirurgische Methoden. Bei der transurethralen Resektion der Prostata (TUR-P) wird das überschüssige Gewebe der Prostata stückweise durch die Harnröhre entfernt. Diese Methode ist als „Abhobelungsoperation" bekannt. Bei der Elektrovaporisation wird das Prostatagewebe durch elektrischen Strom verdampft. Es gibt auch eine Laservaporisation: Hierbei wird das überschüssige Gewebe mittels eines Lasers entfernt. Die beiden Methoden haben den Vorteil eines geringeren Blutungsrisikos. Offene Schnittoperation (Adenomenukleation) wird bei sehr grossen Prostatadrüsen angewendet. Dabei wird das überschüssige Gewebe durch einen offenen chirurgischen Eingriff entfernt.
Die Wahl der Behandlungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich der Grösse der Prostata, der Schwere der Symptome und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Arzt hilft dabei, die beste Behandlungsstrategie zu finden.
Eine gutartige Prostatavergrösserung kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, doch durch eine frühzeitige Diagnose, eine gezielte Behandlung und eine bewusste Umstellung des Lebensstils können die Beschwerden wirksam gelindert werden. Mit den richtigen Massnahmen und regelmässigen Arztbesuchen können Männer aktiv zur Gesundheit ihrer Prostata beitragen und mögliche Komplikationen vermeiden.