Gehirnerschütterung

Es passiert vielen – kann aber schlimme Folgen haben

Inmitten von Alltagshektik und Sportbegeisterung lauert eine Gefahr, die oft übersehen wird: die Gehirnerschütterung. Diese unterschätzte Verletzung kann langfristige Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit haben und stellt sowohl für Profisportler als auch für einen Durchschnittsbürger eine ernsthafte Bedrohung dar. Doch wie kann eine Gehirnerschütterung erkannt werden?

Was passiert bei einer Gehirnerschütterung?

Eine Gehirnerschütterung, auch Commotio cerebri genannt, ist die leichteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas und tritt häufig bei Unfällen im Haushalt, beim Sport oder im Strassenverkehr auf.

Obwohl das Gehirn im Schädel durch Nervenwasser geschützt ist, das Bewegungen abfedert, kann ein heftiger Schlag auf den Kopf oder eine plötzliche, ruckartige Bewegung dazu führen, dass das Gehirn gegen die Schädelwand stösst. Dadurch können Nervenverbindungen reissen und das Gehirn in seiner Funktion beeinträchtigt werden, so dass es Signale und Reize nicht mehr richtig verarbeiten kann. Die Symptome klingen in der Regel innerhalb weniger Tage ab und es bleiben in der Regel keine bleibenden Schäden zurück.

Haben Sie schon einmal eine Gehirnerschütterung erlitten?

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Was sind typische Symptome einer Gehirnerschütterung?

Die typischen Symptome einer Gehirnerschütterung betreffen verschiedene Bereiche des Körpers und der Psyche. Zu den körperlichen Beschwerden gehören Kopfschmerzen, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen sowie Übelkeit und Erbrechen. Hinzu kommen Wahrnehmungs- und Denkstörungen mit Benommenheit und Verwirrtheit sowie verlangsamtes Handeln und Denken. 

Unmittelbar nach der Verletzung treten häufig Konzentrations- und Orientierungsstörungen auf. Möglich sind auch Gedächtnisstörungen (Amnesie), die in der Regel weniger als 24 Stunden andauern und dazu führen, dass sich die Betroffenen nicht mehr an Ereignisse kurz vor, während oder nach dem Unfall erinnern können. Auch das Allgemeinbefinden kann beeinträchtigt sein, mit Symptomen wie Reizbarkeit, Angst und Schlafstörungen einschliesslich Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Die Schwere der Symptome hängt vom Ausmass der Hirnverletzung ab.

Wann ist es ein Schädel-Hirn-Trauma, wann eine Gehirnerschütterung?

Eine Gehirnerschütterung kann manchmal mit einer kurzen Bewusstlosigkeit einhergehen. Auch wenn die Diagnose einer Gehirnerschütterung zunächst harmlos erscheinen mag, sollte sie sorgfältig abgeklärt werden. Der Übergang von einer leichten Gehirnerschütterung zu einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ist fliessend und schwer zu erkennen.

Ein Schädel-Hirn-Trauma kann ähnliche Symptome wie eine Gehirnerschütterung hervorrufen, obwohl bereits lebensbedrohliche Blutungen im Kopf vorhanden sein können. Daher ist es wichtig, bei Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma immer eine gründliche ärztliche Untersuchung durchzuführen, um schwerwiegende Komplikationen auszuschliessen.

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  • Wiederholte und unzureichend behandelte Gehirnerschütterungen können zu einer Langzeitschädigung des Gehirns führen, die als „chronisch-traumatische Enzephalopathie“ bezeichnet wird und ähnliche Symptome wie Alzheimer oder Parkinson hervorrufen kann.
  • Etwa 20 Prozent aller Gehirnerschütterungen ereignen sich beim Sport. Beispiele sind Stürze beim Radfahren oder Reiten oder Zusammenstösse beim Fussball, die zu Gehirnerschütterungen führen können. Beim Boxen ist fast jeder Niederschlag mit einer Gehirnerschütterung verbunden.
  • Bei Kontaktsportarten wie Rugby, American Football und Hockey treten Gehirnerschütterungen deutlich häufiger auf als bei Sportarten mit weniger direktem Körperkontakt wie Volleyball.

Was sind die Symptome einer Gehirnerschütterung bei Kindern?

Kinder und Babys sind häufiger von Gehirnerschütterungen betroffen als Erwachsene, da sie häufiger stürzen oder sich beim Spielen und Sport verletzen. Da Säuglinge und Kleinkinder ihre Schmerzen nicht gut ausdrücken können, ist es besonders wichtig, dass die Eltern sie nach einem Unfall genau beobachten.

War das Kind auch nur kurz bewusstlos, ist ein Arztbesuch unerlässlich. Weinen unmittelbar nach dem Sturz ist zunächst ein gutes Zeichen, aber wenn das Weinen anhält, das Kind erbricht oder besonders unruhig, apathisch oder schläfrig wirkt, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Es ist notwendig zu wissen, dass die Symptome einer Gehirnerschütterung bei Kleinkindern manchmal verzögert auftreten und erst nach sechs, zwölf oder mehr Stunden sichtbar werden. Daher ist es ratsam, das Kind nach einem Sturz oder einem Schlag auf den Kopf von einem Kinderarzt untersuchen zu lassen.

Leichte Gehirnerschütterungen müssen nicht immer behandelt werden. Bei Kopfschmerzen können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen helfen, manchmal verschreibt der Arzt auch ein Mittel gegen Brechreiz. Es wird empfohlen, das Kind einige Tage im Bett zu lassen und Aktivitäten wie Fernsehen oder Lesen zu vermeiden, da diese die Symptome verschlimmern können. Bei Verdacht auf eine schwere Gehirnerschütterung empfiehlt der Arzt in der Regel eine 24-stündige Beobachtung im Krankenhaus.

Wie stellen Ärzte eine Gehirnerschütterung fest?

Ärzte diagnostizieren eine Gehirnerschütterung durch eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Dabei achten sie auf neurologische Auffälligkeiten wie Gedächtnis- oder Sehstörungen und beobachten die motorischen Fähigkeiten sowie den Bewusstseinszustand des Patienten.

Nur wenn die Symptome sehr schwer sind oder Risikofaktoren für Komplikationen vorliegen, ordnen die Ärzte eine Computertomographie (CT) an, um detaillierte Bilder des Hirns zu erhalten.

Wie behandeln Ärzte eine Gehirnerschütterung?

Personen, die nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, sollten idealerweise mindestens 24 Stunden nicht alleine, sondern unter Aufsicht von Angehörigen oder Freunden bleiben. Aktivitäten wie Fernsehschauen, Arbeiten oder Spielen am Computer, Lesen und Sport sollten zunächst vermieden werden. Einige Ruhetage reichen meist aus, um sich zu erholen. Treten jedoch neue Symptome auf oder verschlimmern sich bestehende Beschwerden, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Entgegen früheren Aussagen können Betroffene bereits 24 bis 72 Stunden nach dem Ereignis in enger Absprache mit dem Arzt vorsichtig wieder an alltägliche Aktivitäten herangeführt werden. Dadurch kann der Heilungsprozess beschleunigt werden. Überanstrengungen sollten jedoch vermieden werden.

Wie Sie eine Gehirnerschütterung vermeiden können: praktische Tipps

  • Tragen Sie bei Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr wie Radfahren, Inlineskaten, Klettern oder Skifahren immer einen gut sitzenden Helm.
  • Achten Sie darauf, dass auch das Kind die richtige Schutzausrüstung trägt.
  • Beim Motorradfahren oder Rollerfahren ist es ratsam, immer einen Helm zu tragen, um Kopfverletzungen zu vermeiden. Falls Sie stürzen, achten Sie auf Anzeichen wie Schwindel und Kopfschmerzen und reagieren Sie sofort auf solche Warnsignale. Suchen Sie rechtzeitig einen Arzt auf und gönnen Sie sich, wenn nötig, Bettruhe.
  • Achten Sie auf Warnschilder und Absperrungen an Baustellen und anderen Gefahrenstellen.
  • Tragen Sie beim Autofahren immer einen Sicherheitsgurt und verwenden Sie Kindersitze in der richtigen Grösse.
  • Sichern Sie Fenster, Treppen und Balkone, insbesondere in Haushalten mit Kindern, indem Sie Fenster nur gekippt öffnen und Treppen mit Gittern sichern.
  • Verlegen Sie rutschfeste Teppiche und Läufer und entfernen Sie Stolperfallen wie Kabel und Spielzeug.
  • Benutzen Sie Handläufe an Treppen und installieren Sie bei Bedarf zusätzliche Geländer.
  • Lassen Sie Kleinkinder nie unbeaufsichtigt, wenn sie auf einem Wickeltisch liegen.
  • Achten Sie auf mögliche Hindernisse wie Strassenlaternen oder tief hängende Schilder. 
  • Tragen Sie bei Glätte oder Nässe rutschfeste Schuhe und passen Sie Ihre Gehgeschwindigkeit den Verhältnissen an.
  • Prüfen Sie unbekannte Gewässer auf ihre Tiefe und mögliche Gefahren, bevor Sie hineinspringen.
  • Treffen Sie geeignete Sicherheitsvorkehrungen und verwenden Sie die richtige Ausrüstung, wenn Sie in grosser Höhe arbeiten.

Gehirnerschütterungen sind ernst zu nehmen, und wenn Symptome auftreten, ist eine sofortige ärztliche Untersuchung unerlässlich, um mögliche Komplikationen auszuschliessen und die Genesung zu fördern. Mit Vorsicht und Aufmerksamkeit können wir das Risiko einer Gehirnerschütterung wirksam verringern und die Sicherheit unserer Kinder und uns selbst gewährleisten.