Östrogendominanz

Hinter Hautproblemen und Migräne kann diese Störung stecken

Viele Frauen haben manchmal das Gefühl, dass etwas Seltsames mit ihrem Körper passiert. Plötzlich werden sie mit starken Stimmungsschwankungen, empfindlichen Brüsten, Hautproblemen, Erschöpfung, Hitzewallungen und wiederkehrenden PMS- oder Zyklusstörungen konfrontiert. Diese vielfältigen und scheinbar unzusammenhängenden Symptome könnten auf eine Östrogendominanz hinweisen. Doch wie lässt sich diese Östrogendominanz überwinden?
Die beiden Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron haben besonders im weiblichen Körper wichtige Aufgaben: Sie beteiligen sich an der Regulierung verschiedener Körperfunktionen wie dem Monatszyklus und der Fortpflanzung. Dabei fördern Östrogene Zellwachstum und -entwicklung, während Progesteron diese Wachstumsprozesse aufrechterhält und reguliert. Bei einer Östrogendominanz gerät das ausgewogene Zusammenspiel von Progesteron und Östrogen aus dem Gleichgewicht. Beide Hormone sind für den weiblichen Zyklus wichtig und normalerweise übernimmt das Progesteron in der zweiten Zyklushälfte die Führung. Bei der Östrogendominanz ist das nicht mehr der Fall. Entweder ist das Östrogen zu stark oder das Progesteron zu schwach. Manchmal kommt auch beides zusammen: ein hoher Östrogenspiegel und ein niedriger Progesteronspiegel. Die Ursachen für eine Östrogendominanz können sehr vielfältig sein. Häufig verstärkt sich dieses hormonelle Ungleichgewicht in den Wechseljahren. Der Östrogenspiegel sinkt erst in den späten Wechseljahren, während es davor zu einem Überschuss kommen kann. Studien zeigen, dass viele Frauen in der Perimenopause einen sehr hohen Östrogenspiegel haben – manchmal sogar höher als der durchschnittliche Östrogenspiegel bei 20- bis 35-Jährigen. Fremdöstrogene (auch endokrine Disruptoren oder Xenoöstrogene genannt) sind starke Hormonstörer. Sie haben eine östrogenähnliche Wirkung und sind überall zu finden – als Konservierungsstoffe in Kosmetika, als Weichmacher in Plastikflaschen, als UV-Filter in Sonnencremes oder sogar als Pestizide auf unserem Gemüse. Ein kleiner Kontakt hier und da ist wahrscheinlich nicht schlimm, aber in grossen Mengen können Fremdöstrogene die Entwicklung einer Östrogendominanz fördern oder eine bereits vorhandene Östrogendominanz noch schlimmer machen. Übergewicht schafft ein kleines Chaos im Hormon-Haushalt: Einerseits können die Fettzellen Östrogene herstellen und andererseits werden im Fettgewebe auch mehr männliche Hormone (Androgene) in weibliche Hormone (Östrogene) umgewandelt, was die Östrogendominanz fördert. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Wenn man zu viel Zucker und einfache Kohlenhydrate isst, bleibt der Insulinspiegel ständig erhöht, was mit der Zeit zu einer Insulinresistenz führen kann. Das wiederum begünstigt Übergewicht und je mehr Fettgewebe man hat, desto mehr Östrogen wird produziert. Die Östrogendominanz verhindert wiederum, dass Insulin den Blutzuckerspiegel regulieren kann. Das führt zu einer Achterbahnfahrt des Blutzuckerspiegels mit Heisshungerattacken und Unterzuckerung und letztendlich zu noch mehr Übergewicht. Bei Stress steigt der Cortisolspiegel an, was zu einem niedrigen Progesteronspiegel führt. In solchen Stressphasen glaubt der Körper, auf die Fortpflanzung verzichten zu können und senkt deshalb den Progesteronspiegel. Besonders kritisch ist dies in der Menopause: Die Nebennieren, die einzigen Progesteronproduzenten in den Wechseljahren, sind mit der Stresshormonproduktion beschäftigt. Dadurch wird die Progesteronproduktion gedrosselt. Eine Östrogendominanz kann sich auf die Menstruation auswirken. Sie kann unregelmässig sein, schwächer oder stärker als sonst oder sie kann ganz ausbleiben. Auch Schmierblutungen zwischen den Regelblutungen sind nicht ungewöhnlich. Östrogene beeinflussen den Wasserhaushalt des Körpers, was zu Wassereinlagerungen führen kann. Eine Östrogendominanz erhöht auch das Risiko für fibrozystische Veränderungen in der Brust. Das bedeutet, dass sich das Bindegewebe vermehrt, kleine Zysten entstehen und die Brüste sich knotig, geschwollen und empfindlich anfühlen können. Und als ob das noch nicht genug wäre, kann sich auch das Prämenstruelle Syndrom (PMS) verschlimmern. Zu den Symptomen einer Östrogendominanz gehören Kopfschmerzen bis hin zur Migräne. Da Östrogene auch Botenstoffe im Gehirn beeinflussen, die für die Regulierung der Stimmung verantwortlich sind, kann es zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Depressionen und Angstgefühlen kommen. Häufige Beschwerden sind Fettpolster, die sich vor allem an Hüften, Oberschenkeln und Bauch ansammeln. Das hormonelle Ungleichgewicht kann auch das Stressreaktionssystem des Körpers und die Energieproduktion beeinträchtigen, was zu Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Erschöpfung führen kann. Auch Schlafstörungen sind eine mögliche Folge. Nicht zuletzt kann sich eine Östrogendominanz auch auf das sexuelle Verlangen auswirken, das in manchen Fällen abnehmen kann. Die Östrogendominanz wirkt sich auch auf den Haarwachstumszyklus aus und begünstigt eine Schwächung der Haarfollikel, was zu dünnerem Haar führt. Weit verbreitet sind auch kognitive Probleme, die als „Brain Fog" bezeichnet werden und sich in Konzentrationsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen und Gedächtnislücken äussern können. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass Östrogen die Gehirnfunktion, die Produktion von Nervenbotenstoffen Neurotransmittern und die Vernetzung von Nervenzellen beeinflusst. Bei einer Östrogendominanz ist es wichtig, Massnahmen zu ergreifen, die den Überschuss an Östrogen reduzieren und gleichzeitig die Produktion von Progesteron anregen. Mit diesen Tipps kann der Hormonhaushalt auf natürliche Weise wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
  • Leber und Darm sind für den Abbau und die Ausscheidung von überschüssigem Östrogen verantwortlich. Eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen und natürlichen Bitterstoffen ist, kann sowohl Leber als auch Darm unterstützen.
  • Es ist wichtig, etwa 35 bis 40 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu essen. Man kann sie aus Quellen wie Leinsamen, Hülsenfrüchten oder Vollkornprodukten bekommen. Wenn man nicht gewohnt ist, sich ballaststoffreich zu ernähren, sollte man die Menge langsam steigern, um Probleme mit der Verdauung zu vermeiden. Durch Ballaststoffe wird die Ausscheidung von überschüssigem Östrogen über den Darm gefördert. Es ist wichtig, dass der Stuhl nicht zu lange im Darm verbleibt, da dies zu einer erneuten Aufnahme von überschüssigem Östrogen führen kann.
  • Zu den leberschützenden Substanzen gehören Extrakte aus Mariendistel, Artischocke und Löwenzahn. Die Früchte der Mariendistel enthalten ein Öl, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, und weitere Pflanzenstoffe wie Silymarin. Die Bitterstoffe von Artischocken und Löwenzahn wirken sich positiv auf Leber und Darm aus. Verstärken Sie Ihre Ernährung mit bitterstoffreichem Obst und Gemüse wie Chicorée, Rucola oder Grapefruit, um die Leber zu unterstützen. Anregend auf die Leberfunktion wirken auch Kräuter wie Petersilie und Koriander sowie Gewürze wie Kurkuma und Süssholz.
  • Mönchspfeffer kann helfen, die Produktion von Progesteron anzuregen, insbesondere bei einem Mangel. Auch Frauenmantel und Yamswurzel sind Heilpflanzen, die bei Östrogendominanz unterstützend wirken können.
  • Lecithin ist ein Fettstoff, aus dem der Körper ungesättigte Fettsäuren und Cholin freisetzt. Cholin ist essentiell für einen normalen Fettstoffwechsel und trägt zur Aufrechterhaltung der Leberfunktion bei. Deshalb ist es wichtig, bei der Östrogendominanz auf die Zufuhr von Lecithin bzw. Cholin zu achten.
  • Sogenannte stille Entzündungen können den Hormonhaushalt durcheinander bringen und eine Östrogendominanz begünstigen. Daher ist es wichtig, entzündungsfördernde Lebensmittel in der Ernährung zu vermeiden oder zu reduzieren. Dazu gehören Zucker, Weissmehl, Schweinefleisch, Transfette sowie Zusatz- und Konservierungsstoffe. Zu den besten entzündungshemmenden Nahrungsmitteln gehören Obst und Gemüse, grüner Tee und Kurkuma.
  • Für die Produktion und Regulation von Hormonen ist eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Nährstoffen notwendig. Von besonderer Bedeutung ist die Zufuhr von Vitamin B6, Magnesium und Vitamin D. Vitamin B6 hilft, die Produktion von Progesteron zu steigern, um einem Östrogenüberschuss entgegenzuwirken und gleichzeitig die Gesundheit der Leber zu fördern. Magnesium ist Bestandteil vieler Enzyme, die den natürlichen Hormonhaushalt unterstützen. Vitamin D ist an der Hormonregulation beteiligt.
  • Kreuzblütler wie Brokkoli, Grünkohl, Schwarzkohl, Rotkohl, Rosenkohl, Blumenkohl und Weisskohl enthalten verschiedene Inhaltsstoffe, die dazu beitragen können, einer Östrogendominanz entgegenzuwirken. Hervorzuheben sind Sulforaphan und Indol-3-Carbinol. Beide haben einen Einfluss auf den Stoffwechsel der Östrogene und fördern die Ausscheidung von Östrogenen. Sie blockieren die Andockstellen des Hormons und verhindern so, dass es wirkt. Darüber hinaus enthalten Kreuzblütler einen hohen Anteil an Ballaststoffen und anderen Nährstoffen, die den allgemeinen Hormonhaushalt im Gleichgewicht halten und Entzündungen hemmen können.
  • Achten Sie bei Ihrer Ernährung auf probiotische Lebensmittel. Um die Heilung der Darmschleimhaut zu fördern und gleichzeitig die Ausscheidung von überschüssigem Östrogen zu unterstützen, sind fermentierte Lebensmittel besonders geeignet. Kefir, Kimchi, Sauerkraut und Kombucha sind Beispiele für probiotische Lebensmittel.
  • Nahrungsergänzungsmittel mit Calcium-D-glucarat gelten als ausgleichend bei Östrogendominanz. Dabei handelt es sich um eine Verbindung aus dem Mineralstoff Calcium und Glucarsäure, die dem Körper helfen soll, überschüssige Östrogene auszuscheiden.
  • Leinsamen, Kürbiskerne und Sesamsamen enthalten sogenannte Lignane, die auch als Phytoöstrogene bezeichnet werden. Diese Pflanzenstoffe haben östrogenähnliche Wirkungen, können aber schwächer als körpereigene Östrogene an die Östrogenrezeptoren binden. Dadurch wirken sie sowohl beim Östrogenüberschuss als auch beim Östrogenmangel ausgleichend und harmonisierend auf den Hormonhaushalt. Es wird empfohlen, täglich 1-2 Esslöffel frisch geschrotete Leinsamen mit Wasser zu verrühren und einzunehmen.
  • Zur Vermeidung von Xenoöstrogenen in der Umwelt bevorzugen Sie Bio-Lebensmittel und verwenden Sie natürliche Shampoos, Seifen, Kosmetika und phthalatfreie Kunststoffe.
  • Reduzieren Sie Stress durch regelmässige Bewegung, Entspannungstechniken und ausreichend Schlaf. Adaptogene wie Ashwagandha können dabei helfen, Ihren Körper besser mit Stress umgehen zu lassen.
Die Östrogendominanz ist ein Zustand, der aktiv beeinflusst werden kann. Mit der richtigen Ernährung, Anpassungen im Alltag und gezielten Nahrungsergänzungsmitteln haben Sie die Möglichkeit, Ihre Hormone wieder in Balance zu bringen und Ihre Lebensqualität zu steigern!

editorial.facts

  • Östrogendominanz ist eine der am häufigsten auftretenden Hormonstörungen bei Frauen.
  • Obwohl Östrogen als weibliches Hormon gilt, kann eine übermässige Östrogenproduktion auch bei Männern auftreten und zu Symptomen wie Gynäkomastie (Vergrösserung der Brustdrüsen) und Libidoverlust führen.
  • Ein Bluttest oder noch besser ein Speicheltest zwischen dem 18. und 21. Zyklustag (nach dem Eisprung) gibt Aufschluss über den Östrogen- und Gestagenspiegel. Entscheidend ist das Verhältnis von Progesteron zu Östrogen. Idealerweise sollte dieses Verhältnis mindestens 200:1, besser 300:1 betragen.

Welche der folgenden Symptome von Östrogendominanz haben Sie schon einmal erlebt?

Stimmungsschwankungen
Menstruationsstörungen und Brustspannen
Wassereinlagerungen und Gewichtszunahme
Schlafstörungen
Kopfschmerzen und Müdigkeit
Verminderte Libido
Haarausfall
mehrere
gar keine
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