Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, bei der die Knorpelschicht zwischen den Gelenkflächen allmählich abgebaut wird. Der Knorpel, der normalerweise als Stossdämpfer wirkt und das reibungslose Gleiten der Gelenke ermöglicht, wird im Laufe der Zeit dünner und weniger elastisch. Dies kann zu Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit führen.
In fortgeschrittenen Fällen kann es sogar zur Gelenkversteifung des kommen, was die Bewegungsfreiheit erheblich beeinträchtigen kann. Arthrose kann verschiedene Gelenke betreffen und in einigen Fällen auch mehrere gleichzeitig – dann spricht man von Polyarthrose. Diese Krankheit tritt in unterschiedlichem Ausmass auf und kann die Lebensqualität stark beeinflussen.
Arthrose entsteht in der Regel durch eine mechanische Überlastung des Gelenkknorpels, bei der die schädigenden Prozesse die natürlichen Regenerationsfähigkeiten des Knorpels übersteigen. Diese Überlastung kann verschiedene Ursachen haben.
Häufige oder intensive körperliche Belastungen, sei es durch bestimmte berufliche Tätigkeiten oder durch Sport, können den Gelenkknorpel stark beanspruchen. Berufe, die mit schweren Lasten oder wiederholten Bewegungen verbunden sind, wie etwa Bauarbeiter oder professionelle Sportler, sind besonders anfällig für eine frühzeitige Abnutzung des Knorpels.
Fehlstellungen der Gelenke oder Schäden an Bändern und Weichteilstrukturen können zu einer ungleichmässigen Belastung des Gelenkknorpels führen. Diese Fehlbelastung beschleunigt den Abbau des Knorpels und kann zur Entwicklung von Arthrose beitragen. Auch frühere Verletzungen, wie Frakturen oder Verstauchungen, können langfristige Auswirkungen auf die Gelenkgesundheit haben.
Gelenkinfektionen, insbesondere durch Bakterien, können zu Entzündungen und somit zu einer Schädigung des Knorpels führen. Auch entzündlich rheumatische Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis, können eine sekundäre Arthrose verursachen, bei der die Gelenke durch die entzündliche Erkrankung erheblich geschädigt werden.
Die Wahrscheinlichkeit, an Arthrose zu erkranken, steigt mit dem Alter, da der Knorpel im Laufe der Jahre natürlicherweise an Elastizität und Widerstandskraft verliert. Bis zum 55. Lebensjahr sind Männer häufiger betroffen, während die Krankheit in späteren Jahren bei Frauen häufiger auftritt. Zudem spielen genetische Faktoren eine Rolle, insbesondere bei der Arthrose der Fingergelenke, wo familiäre Veranlagung das Risiko erhöhen kann.
Arthrose kann also durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden, die von mechanischen Überlastungen über Fehlstellungen bis hin zu genetischen und entzündlichen Ursachen reichen. Das Verständnis dieser Ursachen ist entscheidend, um präventive Massnahmen zu ergreifen und gezielte Behandlungen zu entwickeln.
Ein Gelenk funktioniert als ein präzise abgestimmtes System aus Gelenkknorpel, Knochen, Bändern und Gelenkflüssigkeit. Der Gelenkknorpel, der die Gelenkkontaktflächen überzieht, wirkt als Stossdämpfer und sorgt für eine reibungslose, schmerzfreie Bewegung. Er besitzt keine Nervenenden, weshalb Schäden am Knorpel oft erst dann bemerkt werden, wenn sie bereits den darunterliegenden Knochen erreichen. Dieser Knochen, insbesondere die schmerzsensitive Knochenhaut (Periost), reagiert auf Druck und Bewegungen mit starken Schmerzen.
Arthrose beginnt, wenn das natürliche Gleichgewicht zwischen knorpelabbauenden und -regenerierenden Prozessen im Körper gestört ist. Mit zunehmendem Alter verringert sich die Fähigkeit des Knorpels, Wasser zu speichern – eine Eigenschaft, die für Elastizität und Festigkeit des Knorpels entscheidend ist. Der Knorpel wird dünner, rissiger und verliert seine gleitenden Eigenschaften, wodurch die Gelenkflächen rauer und weniger glatt werden. Diese Veränderungen führen zu erhöhter Reibung und letztlich zu weiterem Knorpelverlust.
Wenn der Knorpel vollständig abgebaut ist, können Knochensplitter freigesetzt werden, was die Beschwerden verschärft. In fortgeschrittenen Stadien der Arthrose kann es zu einer Entzündungsreaktion kommen. Das Gelenk schwillt an, wird warm und schmerzt stark, was als aktivierte Arthrose bezeichnet wird. Entzündungsfördernde Botenstoffe beschleunigen den weiteren Knorpelabbau, und der Teufelskreis von Schädigung und Entzündung setzt sich fort.
Arthrose betrifft nicht nur den Gelenkknorpel, sondern kann sich auf verschiedene andere Gewebearten innerhalb und um das Gelenk herum auswirken. Mit fortschreitender Arthrose wird der Knorpel zunehmend abgebaut, was die darunter liegende Knochenstruktur belastet. Dies kann zu Knochenneubildungen am Rand der Gelenkflächen führen, die als Osteophyten bezeichnet werden. Zudem kann sich der Knochen unter der am stärksten beanspruchten Knorpelschicht verdicken, was als subchondrale Sklerose bekannt ist. In stark belasteten Bereichen können sich Knochenzysten bilden, die auf Röntgenbildern sichtbar sind.
Entzündungsprozesse im Verlauf der Arthrose schädigen die Bänder und Sehnen, die das Gelenk stabilisieren. Diese Schäden führen zu einer verminderten Stabilität und Funktion des Gelenks. Schonhaltung trägt dazu bei, dass sich die umgebende Muskulatur zurückbildet, was die Situation weiter verschärft.
Auch die Gelenkkapsel kann durch die Krankheit beeinträchtigt werden. Entzündungen in der Gelenkkapsel können zu einer Verdickung und Verhärtung führen, die das Gelenk zusätzlich schädigen und die Mobilität weiter einschränken.
Zusammengefasst beeinflusst Arthrose die gesamte Gelenkstruktur. Der fortschreitende Knorpelabbau und die damit verbundenen Veränderungen in den benachbarten Knochen, Bändern und Sehnen können zu Fehlstellungen, schmerzhaften Bewegungen und letztlich zu einer vollständigen Gelenksversteifung führen. Dieser Prozess kann indirekt auch benachbarte oder auf der anderen Körperseite liegende Gelenke schädigen, was zu einer sogenannten Begleitarthrose führen kann.
Typische Symptome der Arthrose können vielfältig und störend sein. Oft beginnt der Schmerz als ein Ziehen oder Spannungsgefühl beim ersten Bewegung, besonders nach einer Ruhephase, wie dem Aufstehen am Morgen oder nach längerem Sitzen. Viele Betroffene erleben eine sogenannte Morgensteifigkeit, bei der das Gelenk nach dem Aufstehen besonders steif und unbeweglich ist. Diese Steifigkeit kann sich im Laufe des Tages verbessern.
Schmerzen treten oft bei oder nach körperlicher Belastung auf, beispielsweise nach längerem Gehen oder Stehen. Anfangs sind sie möglicherweise nur vorübergehend, können aber mit der Zeit chronisch werden. Bei entzündlicher Reaktion kann es zu Gelenkschwellungen und Überwärmung kommen, oft verbunden mit einem Gelenkerguss. Im fortgeschrittenen Stadium können die Schmerzen konstant werden und auch nachts auftreten, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.
Um das schmerzende Gelenk herum können sich die Muskeln verspannt anfühlen, was zu zusätzlichem Unbehagen führt. Gelenkbeweglichkeit kann eingeschränkt sein und alltägliche Aktivitäten erschwert.
Diese Symptome sind wichtige Hinweise auf eine mögliche Arthrose und sollten beim Auftreten frühzeitig von einem Orthopäden abgeklärt werden, um die Diagnose zu sichern und geeignete Behandlungsschritte einzuleiten.
Arthrose kann in nahezu allen Gelenken des Körpers auftreten, wobei die Schwere und die Symptome stark vom betroffenen Gewebe abhängen. Laut Untersuchungen des Robert Koch-Instituts geht es dabei am häufigsten um das Knie- und Hüftgelenk. Mehr als die Hälfte der Patienten mit Arthrose berichten von Beschwerden im Kniegelenk, gefolgt von etwa einem Viertel, die an Hüftarthrose leiden. Auch die Fingergelenke sind oft betroffen, insbesondere bei Frauen, während bei Männern die Fingerarthrose seltener auftritt.
Zusätzlich zu den häufig betroffenen Gelenken wie Knie, Hüfte und Fingern kann Arthrose auch die Wirbelsäule, die Schulter, das Sprunggelenk und die Fusswurzelgelenke beschädigen. Die Facettengelenke der Wirbelsäule können bei der Facettengelenksarthrose schmerzhaft aufeinander reiben, während bei der Spondylose Bandscheiben und Wirbelkörper verschleissen und Knochenanbauten entstehen können. Die Schulterarthrose tritt weniger häufig auf, kommt jedoch oft bei älteren Menschen vor. Im Sprunggelenk und den Fusswurzelgelenken kann Arthrose bereits bei jüngeren Patienten auftreten, insbesondere nach Sportunfällen oder ohne erkennbare Ursache.
Zur Diagnose von Arthrose führt der Arzt zunächst eine umfassende Anamnese durch, bei welcher der Patient über seine Beschwerden berichtet. Eine gründliche klinische Untersuchung folgt, wenn der Arzt das betroffene Gelenk auf Schwellungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen prüft. Laboruntersuchungen sind in der Regel unauffällig, da Arthrose keine spezifischen Laborwerte aufweist.
Die bildgebenden Verfahren spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose. Besonders wichtig sind hier der Gelenkultraschall und das Röntgenbild. Der Gelenkultraschall kann dabei helfen, Weichteilveränderungen und Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk sichtbar zu machen, während das Röntgenbild typische Anzeichen von Arthrose wie Knorpelabbau, Knochenanbauten oder Gelenkspaltenverengungen zeigt. Eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) wird meist nur dann in Betracht gezogen, wenn der Arzt zusätzliche therapeutische Massnahmen benötigt oder einen konkreten Befund wie einen Meniskusschaden vermutet.
Bei Arthrose zielt die Therapie darauf ab, den verbleibenden Knorpel zu erhalten und die Schmerzen zu lindern, da der zerstörte Knorpel nicht regeneriert werden kann. In den frühen Stadien der Erkrankung ist Bewegung essenziell. Bei starken Schmerzen konzentriert sich die Behandlung darauf, die Symptome zu kontrollieren. Die Therapieoptionen umfassen nicht-medikamentöse Massnahmen, medikamentöse Behandlungen und gegebenenfalls operative Eingriffe.
Im frühen Stadium kann Arthrose oft ohne Medikamente behandelt werden. Zu den nicht-medikamentösen Therapieansätzen gehören Krankengymnastik, physikalische Therapien, das Streben nach einem normalen Körpergewicht, das Vermeiden von Rauchen und übermässigem Alkoholgenuss sowie unterstützende Hilfsmittel wie Bandagen oder Gehstöcke.
Medikamentöse Therapien umfassen vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), die Schmerzen und Entzündungen lindern können, jedoch keine Heilung der Arthrose bieten und potenziell Nebenwirkungen verursachen können. Bei fortgeschrittener Arthrose mit starken Schmerzen können Kortisonspritzen helfen, indem sie Entzündungen im Gelenk reduzieren. In sehr schweren Fällen können chirurgische Eingriffe erforderlich sein, wie gelenkerhaltende Operationen, Gelenkprothesen oder in manchen Fällen Gelenkversteifungen, um den Schmerz zu minimieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Arthrose ist ein komplexes Zusammenspiel biologischer und mechanischer Faktoren, die unser tägliches Leben erheblich beeinflussen können. Durch vorbeugende Massnahmen, gezielte Bewegung und einen gesunden Lebensstil kann jedoch das Fortschreiten der Arthrose verlangsamt und die Lebensqualität verbessert werden.